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Mit dem Gedichtband ›frelsi/freiheit‹ beendete Linda Vilhjálmsdóttir, eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der zeitgenössischen isländischen Literatur, 2015 ihr mehrere Jahre währendes literarisches Schweigen. Bekannt wurde Linda Vilhjálmsdóttir gleich mit ihrem ersten Band ›Bláþráður/Blaufaden‹, der 1990 erschien und seine LeserInnen vor allem durch die bedingungslose Emotionalität, mit der die Autorin darin seelische und soziale Zustände ausleuchtete, gefangen genommen hat. Diese kraftvolle und zugleich einfühlsame Stimme findet sich auch in ihrem neuen Werk ›frelsi/freiheit‹, einem höchst politischen Zyklus, nicht zuletzt entstanden aus Empörung und Wut über das leichtfertige Agieren und folgenreiche Versagen von Menschen vor, während und nach den Katastrophen der zurückliegenden Finanz- und Staatskrise ihres Landes. ›frelsi/freiheit‹ galt und gilt vielen isländischen LeserInnen und KritikerInnen gleichermaßen als eine der wichtigsten, wenn nicht als die wichtigste literarische Neuerscheinung des Jahres 2015. Am Beispiel Islands beinhalten Linda Vilhjálmsdóttirs Texte eine kluge poetische Analyse einer unter den Machtinteressen von Politik und Finanzkapitalismus leidenden und zugleich durch scheinbare Erfolge verführbaren Gesellschaft; sie sind Anklage und als solche ein kraftvoller Appell zur Daseinsveränderung. Und auch wenn die Autorin weite Teile ihres Zyklus in Bezug setzt zum gesellschaftlichen Diskurs in ihrer Heimat, so weist er doch weit über Island hinaus. Dieses Werk meint und trifft die ganze ins Wanken geratene Welt.
Linda Vilhjálmsdóttir, geb.1958 in Reykjavík/Island, arbeitete für viele Jahre als Krankenpflegerin. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und Literaturzeitschriften erschien 1990 mit »Bláþráður/Blaufaden« ihr erster Gedichtband, der ihr zunächst in Island, bald jedoch auch international große Anerkennung einbrachte. Ihm folgten bisher fünf weitere Gedichtbände, mehrere Theaterstücke und ein autobiografischer Roman. Nach diversen deutschsprachigen Veröffentlichungen ihrer Lyrik, vor allem in der Literaturzeitschrift »die horen«, erschien 2011 die Übersetzung ihrer Gedichtbände »Öll fallegu orðin/Alle schönen Worte« und »Frostfiðrildin/Frostschmetterlinge« im Verlag Kleinheinrich in Münster sowie eine kleine Auswahl ihrer bis dahin veröffentlichten Gedichte in der von Wolfgang Schiffer herausgegeben Anthologie »Am Meer und anderswo – Isländische Autoren in deutscher Übersetzung«. Linda Vilhjálmsdóttir erhielt für ihr literarisches Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1993 den Literaturpreis der Tageszeitung DV und 2005 den Jón-úr-Vör-Poesiepreis. Für »frelsi«, ihre bislang letzte Lyrik-Publikation, wurde sie 2015 erneut mit dem Literaturpreis der Tageszeitung DV sowie mit dem Preis des Isländischen Buchhandels für den besten Gedichtband des Jahres ausgezeichnet; außerdem war sie mit »frelsi« für den Literaturpreis des Nordischen Rates 2017 nominiert und wurde beim Internationalen Literaturfestival »Europäischer Dichter der Freiheit«, das 2018 zum fünften Mal in der polnischen Stadt Danzig stattfand, für den Gedichtzyklus mit der gleichnamigen Auszeichnung, dem Preis »Europäischer Dichter der Freiheit« geehrt.
Die Übersetzer
Jón Thor Gíslason, geb. 1957 in Hafnarfjörður/Island, lebt seit Anfang der 1990er Jahre als Bildender Künstler in Deutschland, derzeit in Düsseldorf; bis 1988 professioneller Popmusiker in Island, danach Aufbaustudium (Meisterklasse) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart; im Anschluss mehrjährige Atelier- und Arbeitsstipendien in Stuttgart, Cuxhaven und Düsseldorf, seit 1991 zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsteilnahmen im In- und Ausland, u.a. in Museen, Galerien und internationalen Kunstmessen; zeitweise Korrespondent in Deutschland (Kunst und Kultur) für die isländische Tageszeitung »Morgunblaðið«; 2001 Kunststipendium des Isländischen Staates. Veröffentlichungen: Erzählungen in Kulturbeilagen der Tageszeitung »Morgunblaðið« sowie diverse Übersetzungen isländischer Lyrik in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schiffer, zuletzt »Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können« von Ragnar Helgi Ólafsson, erschienen 2017 im ELIF VERLAG.
Wolfgang Schiffer, geb. 1946 in Nettetal-Lobberich, lebt in Köln; studierte Philosophie, Literatur- und Theaterwissenschaften in Köln; ehemaliger Leiter der Programmgruppe Hörspiel und Feature im WDR; Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Veröffentlichungen: neben eigenen Hörspiel-, Theater-, Prosa- und Lyrikpublikationen mehrere Mitherausgaben von Anthologien zeitgenössischer isländischer Literatur sowie Herausgaben und Mitübersetzungen von Auswahlbänden einzelner isländischer Lyriker (z.B. Stefán Hörður Grímsson, Snorri Hjartarson, Jón úr Vör); mehrere Preise und Auszeichnungen, u.a. 1991 Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens und 1994 Isländischer Kulturpreis für seine Verdienste um die Vermittlung isländischer Literatur und Kultur. In Zusammenarbeit mit Jón Thor Gíslason erschien zuletzt in deutschsprachiger Übertragung der Gedichtband »Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können« von Ragnar Helgi Ólafsson, ELIF VERLAG 2017.