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Josua Reichert. Typographische Leckerbissen
Wolfgang Glöckner + Johannes Göbel bitten zu Tisch
Sie geben Einblick in einen besonderen Schwerpunkt von Reicherts Werk:
Hefte, Broschüren und Konvolute mit Originaltypos, Abbildungen, Fotos und Texten – autobiographische Abrisse und Fokussierungen, sorgfältig ausgearbeiteten Selbstvergewisserungen vor der Geschichte der Typographie.
»In der Folge der Hefte erlebt man durch Erinnerungstexte, Werkstattberichte, Tagebuchaufzeichnungen und Fotos die Entstehung einer Autobiographie, wie sie wohl noch nicht in Literatur und bildender Kunst existiert, eine work-in-progress-Dokumentation«, wie der Kunstkritiker Lothar Lang den Charakter dieser Arbeiten beschrieb.
Das Gespräch über den Künstler und seine Arbeitsweise mündet in einem Vorschlag menue de typographie. Alle Hefte und Mappen, die präsentiert werden, können Sie selbst bei einem Glas und kleinen Häppchen in die Hand nehmen und beides genießen. Herzlich willkommen + bon appétit!
Die R²-Nachbarn von "Delikat essen & schenken" [Link] bieten kleine, kulinarische Besonderheiten für die Besucher an …
Homepage von Josua Reichert, [Link]
»Josua Reichert ist heute auf dem Gebiet der Typographie der wichtigste Künstler, den wir in Europa haben«, schrieb Dieter Ronte 1999 über den neuen Träger des Jerg-Ratgeb-Preises, der alle vier Jahre in Reutlingen von der HAP Grieshaber-Stiftung vergeben wird. In den Arbeiten des Druckers, der entscheidende Impulse durch HAP Grieshaber und Hendrik Nicolaas Werkman empfing, verschmelzen Schrift und Bild, Text und Typographie zu einer neuen Einheit und führen in eine neuartige ästhetische Dimension. Reicherts ebenso singuläres wie innovatives Werk, das in fünf Jahrzehnten entstand, besticht durch innere Kohärenz und äußerste Konsequenz.
Mit seinen kraftvollen, farbigen Schrift-Bildern spannt Reichert einen weiten Bogen über die Schriftkulturen, Weltliteraturen und Zeiten. Er druckt mit lateinischen, griechischen, kyrillischen, hebräischen und arabischen Schriften; sein Textkanon reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Eine Beschränkung auf Kulturkreise und Epochen lässt er nicht gelten. In Josua Reichert begegnet uns ein Drucker, der auszog, die typografische Welt zu vermessen. Für die Auswahl der Gedichte, Fragmente und Sentenzen, die er aus den Büchern aller Zeiten herausholt und uns durch seine Schrift-Bilder, die uns zugleich Lesen und Sehen abverlangen, vor Augen führt, gilt nur ein Kriterium: Die Texte müssen sein Innerstes berühren und seine typographische Fantasie beflügeln. Von Anbeginn an druckt Reichert auch Typobilder, die er als »poesia typographica« bezeichnet: Buchstabenarchitekturen und Buchstabenlandschaften zumeist, aber auch Bilder, auf denen Buchstaben, gar Wörter gänzlich fehlen, Kompositionen aus Linien, Punkten, Kreisen, Rechtecken und Dreiecken.
Ein Spezifikum in Reicherts Werk stellt eine Reihe von Heften, Broschüren und Konvuluten dar, die er seit Ende der 1980er Jahre druckt und deren Anzahl mittlerweile auf rund sechzig angewachsen ist. Die Druckstücke, in Format und Umfang unterschiedlich, habe er, schreibt Reichert »in stetem Bezug« auf seine Arbeit konzipiert. Die Hefte spiegeln ein Werk, das sich im Fluss befindet und kontinuierlich voranschreitet.
Eine Gattung seines Gesamtwerks bilden die Plakate des Künstlers. Seit 1960 schuf er über 160 Plakate, die er als »Bekanntmachungen in eigener Sache« bezeichnet. Gleichwohl gestaltete er auch Plakate für Ausstellungen anderer Künstler oder für Gruppenausstellungen, an denen er beteiligt war. Für etliche seiner eigenen Ausstellungen druckte er sogar mehrere unterschiedliche Plakate. Sie zeugen vom Variationsreichtum des Werks und von der überschäumenden Kreativität des Künstlers, farbenprächtige Typografien zu drucken und von der Virtuosität, mit der dies geschieht. Die Plakate – eigenständige Schöpfungen, den anderen Drucken Reicherts ebenbürtig – manifestieren eine Freude an Druck und Typografie, die sich auf den Betrachter überträgt.
Zur Person Josua Reichert, [Link]
Stipendien:
Preise und Auszeichnungen:
Ausstellungen:
Über 200 Einzelausstellungen im In- und Ausland, zum Beispiel in Berlin, Leipzig, Stuttgart, München, Baden-Baden, Frankfurt a.M., Offenbach a.M., Altenburg, Bonn, Reutlingen, Dublin, Amsterdam, Brüssel, Paris, Mailand, Rom, Sevilla, Lissabon, Rabat und Istanbul.