Lyrisches im R² - "Wär ich ein Mann doch mindestens nur" - Das Bild der Frau in der Lyrik. Ein Abend von und mit Jörg Schulze (Rezitation) & Zhenja Zhidkow (Gitarre)

Datum: 
Freitag, 2. September 2016
Zeit: 
20:00
Ort: 
Buchhandlung R² / Holzgasse 45 / D-53721 Siegburg / T 02241.8667170

 

Frauen fühlen, erfassen und erleben die Welt anders als Männer. Dies kommt selbstverständlich auch in der intimsten und dichtesten Gattung der Literatur zum Ausdruck, der Lyrik. Wie die von Jörg Schulze ausgewählten Werke zeigen, ist das Bild, das die Dichtung von der Frau zeichnet, für lange Zeit zunächst ein Spiegel männlich geprägter Anschauungen. Denn in der von Männern beherrschten Welt war auch die Literatur eine Domäne des Mannes; die den Frauen zugewiesene Rolle hat ihnen ein eigenes literarisches Schaffen durch viele Jahrhunderte fast unmöglich gemacht. Erste Zeugnisse weiblicher Lyrik finden sich zwar schon im antiken Griechenland. Ihr Anteil am literarischen Schaffen blieb bis in die jüngste Vergangenheit aber gering. Erst als Fortschritte der Frau auf ihrem Weg zu Menschenrecht und Menschenwürde den weiblichen Lebensalltag veränderten, traten Frauen auf der literarischen Bühne stärker in Erscheinung. Zugleich kann man ein zunehmendes Infragestellen traditioneller Frauenbilder und Verhaltensweisen, die Männern genehm sind und die Befreiung von jahrtausendealten männlichen Wunsch- und Angstprojektionen feststellen. Schulze beginnt seine Rezitation mit Schillers 1799 publizierten »Lied von der Glocke«, das noch das alte in der bürgerlichen Gesellschaft fest verankerte Rollenklischee darstellt, auch wenn es im 18. Jahrhundert vereinzelt schon in Frage gestellt wurde. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts treten mehr und mehr Lyrikerinnen in Erscheinung, die das Bild der Frau durch den Ausdruck ihrer Gefühle, Einstellungen und Ansprüche modernisieren und differenzieren. Dabei zeigt sich vor allem in Liebesgedichten, dass sich die weibliche Weltsicht keineswegs völlig gewandelt hat; Einfühlungsvermögen, Zuwendung und Hingabe sind immer noch überwiegend weibliche Tugenden. Aber die in der Lyrik gezeigte Gefühlswelt und die weiblichen Ansprüche an das Leben sind vielfältiger geworden, was schließlich auch in den von Männern verfassten Gedichten seinen Ausdruck findet. Die einst selbstverständliche Unterordnung der Frau in der Gesellschaft ist verschwunden, und das durchaus noch vorhandene männliche Dominanzstreben hat seine Glaubwürdigkeit verloren.

Preis: 
12,- Euro (Karten und -vorbestellung ab jetzt in der Buchhandlung 02241.8667170)